Mittwoch, 21. Dezember 2016

Du bist süchtig wenn


Immer wieder lese ich Studien mit unglaublichen Zahlen zur PC, Social Media oder Onlinespiele-Sucht. So gibt es aktuell eine Pressemeldung über eine Studie von der DAK in der berichtet wird, dass 8,4% der männlichen Teilnehmer zwischen 12 und 25 Jahren die Kriterien für eine Abhängigkeit nach der sogenannten „Internet Gaming Disorder Scale“ erfüllen. (https://www.dak.de/dak/bundes-themen/Jeder_12___Junge_suechtig_nach_Computerspielen-1860860.html)

Das ist ein erschreckendes Bild, denn auch wenn Mädchen und Frauen mit 2,9% in der gleichen Studie deutlich weniger anfällig sein sollen, bedeutet das für Deutschland, dass wir in Zukunft mit ca 4,4 Millionen Spielsüchtigen zu rechnen hätten. Nehmen wir im Vergleich einfach einmal die aktuelle Anzahl der Alkoholsüchtigen, die mit ca. 2,5 Millionen angegeben ist, scheint Computerspielsucht die größte Herausforderung der nächsten Generation zu werden.

Ausschnitt aus der DAK Studie
Haben wir es also mit der größten Welle einer kollektiven Drogensucht zu tun? Ich denke nicht.  Schauen wir uns die Ergebnisse der Studie weiter an, so fällt auf, dass schon im Bereich der 18-25 jährigen die Spieldauer deutlich zurückgeht. Noch auffälliger übrigens, wenn es um die Frage geht, ob soziale Kontakte vernachlässigt werden. (Direkt zur Auswertung der Studie: https://www.dak.de/dak/download/Grafiken_Studie_Game_over-1860848.pdf)

Nun ist die Spieleindustrie nicht mehr erst 10 Jahre alt und praktisch allen bis 25 Jahren standen Spielekonsolen oder Computer zur Verfügung, oder könnten sich zumindest jetzt selbst damit versorgen. Wieso ist also dort die Nutzung deutlich reduziert? Ganz einfach, das Leben hat die Kinder eingeholt. Die Gewichtung fällt deutlicher auf die Bereiche Arbeit und eigene Familie.

Kann es also sein, dass Kinder einfach in ihr evolutionäres Schema fallen und Spielen als normale Art des Ausprobierens und Auslotens nutzen? Ist es nicht sogar völlig normal, dass Kinder spielen? Ja, genau das ist es und es ist auch normal, dass Kinder wesentliche Punkte in ihrem Leben anders gewichten als Erwachsene.

Wenn also selbst häufiges Spielen bei Kindern noch kein direktes Anzeichen für Sucht ist, wann also wird das Spielen zur Sucht? Genaugenommen ist der Übergang fließend. Von einer Sucht wird immer dann gesprochen, wenn der Süchtige von alleine nicht mehr aufhören kann und beginnt sein gesamtes Leben nach dem Suchtmittel zu organisieren.

Wenn also die Schule zum Zocken geschwänzt wird und das gemeinsame Essen in der Familie nicht mehr stattfindet, dann können die Anzeichen für eine Sucht sein. Doch gilt auch hier nicht zwangsläufig, dass der Spieler süchtig ist. Es kann zum Beispiel auch nur eine zeitweilige Gewichtungsverschiebung stattgefunden haben, ohne dass es für den Spieler einem Zwang gibt. Oder es kann auch ein Anzeichen für andere soziale Probleme sein, die für eine Art „Flucht“ in die digitale Welt sorgen, welche dann aber nicht mehr selbst der Grund dafür ist, wie Mobbing in der Schule.

So sind die Spieler also in ihrer Sucht nicht gleich gefangen und schon das bloße abebbende Interesse an einem Spiel kann die Situation ins Normale zurückkehren lassen. Gleiches gibt es auch beim Durchlesen eines sehr spannenden Buches oder eines Films. Der Unterschied liegt hier lediglich im Medium selbst. Spiele dauern oft länger als ein Film und oft auch als ein Buch und haben teilweise überhaupt kein klar definiertes Ende.

Es ist also wichtig den Umgang und die richtige Einteilung von Spielzeit zu lernen. Wann halte ich Pausen ein und wann spiele ich? Denn eigentlich dreht sich die gesamte Studie ums Zeit Management. Wer es als Kind schon lernt sich strukturiert mit dem Thema Zeit auseinanderzusetzen, der wird auch bei einem Studium oder in der Ausbildung seine Zeit wahrscheinlich besser einteilen können.

Wenn also die Studie selbst schon diese Unterschiede darstellt, warum geht die DAK dann damit nicht auch ähnlich ins Gericht? Hierzu gibt es einen sehr interessanten Kommentar auf Golem.de ebenfalls auf die DAK Studie eingeht und Sie in Bezug auf andere Studien als Effekthascherei und Stimmungsmache entlarvt.  


Solltet ihr konkrete Ansätze zu dem Thema Zeit Management bei Jugendlichen und Kindern suchen, schaut euch doch mal auf der Webseite des Bündnisses für digitale Medien (http://www.buendnis-fuer-digitale-bildung.de/) um. Als Teil dieses Bündnis engagieren wir uns für einen geregelten Umgang und Lernprozess im Alltag mit digitalen Medien. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen