Rasseneditor mit einer mächtigen Auswahl. |
In Stellaris verlässt man mit seiner Rasse, den eigenen
Planeten um ein Imperium in der Galaxie zu erschaffen. Doch zuerst baut man
diese Rasse. Dabei hat Stellaris einen wirklich gut gelungenen Editor
eingebaut, der praktisch keine Wünsche offenlässt. Ob als despotisches
Tentakelmonster, friedlicher Raptor oder kollektivistisch, pazifistischer
Vogel, die Möglichkeiten sind enorm. Noch schnell die Waffen und Reisewahl
festgelegt und schon kann meine ganz eigene Interpretation der ORls an den
Start gehen. Sehr gut finde ich auch, dass die erschaffenen Rassen für deine
anderen Partien verwendet werden können. So erhält Stellaris mit jeder Partie
eine detailliertere Welt nach euren Vorstellungen. So treten bei mir
mittlerweile fanatischen Eulen und profitgierige Echsen, meine eigene
Interpretation der Teladi aus X³ Terran Conflict, gegen mich an.
Ich wollte schon immer meinen eigenen ORl-of-Duty besitzen. |
Im Spiel selbst ist Stellaris dann sehr detailreich und
komplex, doch hat Paradox erstmals ein Tutorialroboter zur Seite gestellt, der
über sämtliche Spielmechaniken Informiert, einem die Grundmechaniken beibringt
und auch im Multiplayer funktioniert. Schade nur, dass die Informationen nur
einmal aufpoppen und dann im Spiel nicht mehr nachgeschlagen werden können. Hier
wäre ein kleines, wahrscheinlich doch eher ein größeres, Kompendium wirklich
angebracht gewesen.
Aufgrund meiner Erfahrung mit Paradox erwies sich der
Einstieg für mich als sehr einfach, doch auch H3adless der praktisch noch keine
größere Erfahrung mit 4x Spielen dieser Art gemacht hat, kam nach ein zwei
Partien ins Spiel. Somit ist Stellaris sicher das bislang
einsteigerfreundlichste 4x das ich kenne. So wird das Forschungssystem, sowie
das Erstellen von Sektoren und deren Nutzen super vermittelt.
Am Anfang des Spiels steht das erkunden der Galaxie.
Ressourcen müssen gefunden, Anomalien untersucht und das Verhalten von Aliens
erforscht werden. Dies passiert in kleinen, toll geschriebenen Textpassagen und
die Geschichten und Folgen daraus sind echt spitze und halten den Spieler gut
auf Trab. So ist für mich auch der Einstieg in die Welt jedes Mal äußerst
spannend und egal ob es größere Questreihen auf der Suche nach alten Völkern
und deren Technologie ist, oder kleinere wie die Zerstörung eines Asteroiden,
der einen Planeten bedroht. Alles ist möglich und gut gelöst.
Eine Midgame Galaxiekarte |
Natürlich findet man in dieser Zeit auch andere Völker, die
die Galaxie bewohnen und ihren eigenen Herrschaftsanspruch gelten machen. Bei
den NPCs gibt es auch hier eine gute Abwechslung. So können am Spielstart
einige Nationen mit einem Spielvorteil versehen werden, der die Völker
schneller wachsen lässt und es gibt auch sogenannte Gefallene Reiche, die zwar
extrem stark sind, sich jedoch nicht mehr weiter ausbreiten. Dies sorgt im
mittleren Spielsegment für einige Spannungen und eventuell auch für starke
Bündnisse, doch gerade hier kommt in meinen Augen eine Schwäche ins Spiel. Das
Diplomatie System ist zu starr und die Nationen untereinander nicht genug
verwoben. Es ist praktisch immer absehbar, dass nur Bündnispartner in einen
Krieg einsteigen und selbst wenn ich kein Bündnis habe, kann ich mich einem
Krieg nicht anschließen, sondern muss meinen eigenen Krieg erstellen. Doch auch
abseits der Kriege ist das Handelssystem nicht sehr ermunternd. Wenn ich nicht
gerade ein absolute Top-Beziehung mit dem Gegenüber habe, sind sämtliche
Handelsangebote immer abgelehnt, und auch bei sehr guten Beziehungen, lässt der
Gegner meine Truppen nicht durch sein Territorium fliegen. Dies war in den EU
teilen deutlich interessanter gelöst. Auch die Forderungen die aus einem Krieg
resultieren sind nicht sehr abwechslungsreich, vasallisieren, Planeten abtreten
oder Planeten befreien. Tributzahlungen, Religionsübernahme oder Versklavung
gibt es leider nicht. Diese Forderungen müssen auch vor dem Krieg entschieden
werden und können nicht im Kriegsverlauf verändert werden.
Trotzdem ist der Krieg eine optische Augenweide. Insbesondere
wenn man sehr nah an das geschehen zoomt. Schade nur, dass man während einer Schlacht
keinen Einfluss mehr hat außer mehr Truppen zu schicken oder den Rückzug zu
beordern. Schade auch, dass der sehr gute Schiffsdesigner nicht auch für
Bodentruppen genutzt wird. Der Angriff auf Planeten selbst dürfte auch gerne
noch detaillierter verlaufen, hier schaut man nur auf Kreise die langsam Rot
werden.
Zur Technik habe ich natürlich auch noch so einiges zu sagen.
Das Spiel läuft bei mir sehr flüssig, Bugs die das Spiel abstürzen lassen sind
noch keine dabei gewesen und auch der Multiplayer mit einer genialen Hot-Join
funktioniert läuft tadellos. Dazu sieht das Spiel auch noch in den
Raumschlachten grandios aus. Das Design ist clean und sehr übersichtlich, auch
wenn es an einigen Stellen noch Verbesserungspotenzial gibt, was die
Steuerbarkeit anbelangt.
Bei Jugendschutz ist ein FSK 6 veranschlagt worden und dass
ist durchaus verständlich, denn obwohl es Kriege, Sklaverei und sogar
Säuberungsmaßnahmen gibt, sind diese nicht brutal dargestellt und werden immer
aus einer ordentlichen Entfernung gesehen. Zudem vermittelt das Spiel wunderbar
wie vielfältig das Leben ist und wie zum Beispiel Konflikte entstehen. Doch ist
das Spiel auch sehr komplex und gemächlich, deswegen würde ich dieses Spiel
eher für ein älteres Publikum sehen.
Als Eltern solltet ihr euch bewusst sein, dass bei diesem
Spiel eine Stunde Spielzeit praktisch nichts ist und eine Partie deutlich
länger als 10 Stunden dauern kann. Natürlich speicherbar, doch auch ein Wiedereinstieg
in eine Partie braucht seine Zeit, einfach aufgrund des Spielumfangs.
Schlussendlich bin ich sehr zufrieden mit dem Spiel und ich glaube Paradox steuert mit dieser Art der 4x Titeln einer wunderbaren Zukunft entgegen. Ich bin auch nach 100 Stunden noch sehr motiviert, habe noch nicht alles erforscht und auch für Strategiefans, die im 4x noch Neulinge sind, ist der Einstieg in diese Art der Spiele noch nie einfacher oder besser gestaltet worden. Hut ab vor Stellaris, ein wirklich gutes Spiel.