Dienstag, 22. Dezember 2015

Dirt: Rally - Ersteindruck

Codemasters verspricht mit Dirt: Rally die Revolution seines Rennkonzeptes zu mehr Simulation. Ich habe mir das Rennspiel angeschaut und bin beeindruckt.

Dirt: Rally ist fies, schmutzig und macht spielerisch einen extrem ehrlichen Eindruck. Doch schauen wir uns zuerst, dass Layout an. Codemasters Typisch ist das Menü sehr aufgeräumt und dadurch leicht verständlich und zielführend. Bislang habe ich mich vor allem auf den Karriere Modus konzentriert und bin davon ausgegangen, hier langsam an mein Ziel geführt zu werden.

Genre Typisch kann man sich in der Karriere erstmal eines von zwei verfügbaren Einsteiger Fahrzeugen wählen. Ich habe mich für den Mini Cooper von 1960 entschieden. Eine frontgetriebene Rennsemmel die mit 600kg über ein sehr gutes Gewicht-Leistungsverhältnis verfügt.

Da sich der Wagen mit seinem Frontantrieb gut Steuern lässt und angenehm flott dabei ist, habe ich mich sofort wohl gefühlt. Das Auto ist präzise und Fehler die ich begehe sind direkt für mich nachvollziehbar. Somit habe ich die erste Rennsaison auch sehr abgefeiert.

Überraschend war für mich die Länge dieser Saison. 6 Veranstaltungen mit je 4 Wertungsprüfungen. Jede dieser Wertungsprüfungen ist mit bis zu 8km Länge und gut 5 Minuten lang für einen ungeübten Fahrer, wie ich es bin, eine gute Herausforderung in Punkto Konzentration. Die Gegner die man leider nicht auf der Strecke findet sind nicht ohne. So habe ich selbst in dieser ersten Klasse keine Etappe gewonnen. Da ich den Mini meines Erachtens nach Recht kontrolliert gefahren bin, wollte ich dennoch die nächste Gruppe an Fahrzeugen austesten.


Mein Geld reichte für einen neuen Lancia Stratos, mit einem Mittelmotor und einem Heckantrieb würde sich nun zeigen, wie sehr das Spiel Arcade oder Simulation ist. Nach dem Mini bin ich davon ausgegangen, dass das Auto schwerer zu Händeln sein wird, aber dennoch kein Problem ist. Schwer Gefehlt. Vor der ersten Etappe einer Veranstaltung können insgesamt 10 Testfahrten gemacht werden. Die Teststrecke beinhaltet das erste ca. 1 Minute lange Teilstück der ersten Etappe. Drei der Versuche waren Totalschäden, bei fünf der Tests war das Auto so stark beschädigt, das eine Tür und oder Reifen fehlte und ich die Strecke wohl kaum beendet hätte, bei den anderen beiden bin ich so vorsichtig gefahren, dass ich mehr als 3 Minuten für den Abschnitt gebraucht hätte. Dabei zeigte sich das vor allem die Tastatur als Steuermethode völlig überfordert ist. Das Auto lässt sich nicht kontrolliert anfahren, da die Tastatur nur Vollgas oder Leerlauf kennt. Hier ist ein Gamepad deren Schultertasten eine Justierung erlauben Pflicht, besser noch ein Force Feedback Lenkrad.

Ich wollte somit den Versuch erst einmal aussetzen und später mit Gamepad erneut versuchen. Dabei zeigt sich, dass Codemaster bei den Möglichkeiten der Karriere zu spartanisch vorgegangen ist. Ich kann die laufende Saison nicht abbrechen und muss bei den Rennen an den Start gehen.  Selbst dann kann ich erst im aktiven Rennen aufgeben. Bedeutet ich komme nur dann zu meinem Mini zurück, wenn ich eine Menge Ladezeiten aushalte, um mir jedes Mal wieder meine Selbstüberschätzung einzugestehen. So sind es in der ersten Saison 24 ungewollte Starts oder wenn man sich zu Schrott fährt immerhin 6. Gar nicht angenehm Codemasters, das ist eine Funktion die sollte immer Standard sein.

Als ich dann dieses persönliche Martyrium beendet habe, konnte ich endlich wieder Mini fahren. Doch nun ist meine rosarote Brille des tollen Renngefühls und der schicken Präsentation verflogen und ich schaue mir den Karriere Modus genauer an. Weshalb kann ich nicht die Schwierigkeit auswählen? Ich bin in der ersten Meisterschaft zweiter geworden und darf diese nun nicht noch einmal fahren. Ich kann auch nicht eine Area gezielt ansteuern, sondern muss immer dem Rennkalender folgen. Bedeutet, wenn ich mich auf den Schotterpisten Finnlands verbessern möchte, muss ich erst die anderen Abschnitte fahren. Ich muss also aus dem Karrieremodus raus und die Strecken einzeln anwählen. Dann mein Auto neu einstellen und Verbesserungen installieren.


Das hat Codemasters also einfach mal versaut. Der Karrieremodus wird für mich dadurch zur Qual, die ich wohl nicht weiter verfolge. Doch ich werde noch nicht aufgeben. Dirt: Rally ist zu gut in seinem eigentlichen Handwerk. Ich schaue mir also als nächstes den Rally Cross Modus an.

Die Auswahl der Fahrzeuge lässt mich allerdings schon zweifeln. Nur Autos mit etwa 600PS sind für diesen Modus auswählbar. Ich bin schon bei den 100PS des Minis gut gefordert und befürchtete dass dies noch schlimmer wird als mit dem oben erwähnten Lancia Stratos. Gleich die ersten Testfahrten bestätigten dies. Zwar verfügt der Bolide über ABS, Allrad und zudem ist der Wagen um einiges besser ausbalanciert als der Stratos, dennoch ist der Wagen für die Strecke überdimensioniert und ich fliege nur so von Bande zu Bande. Hier fehlt die Auswahl kleinerer Boliden, die mir ermöglichen mich mit dem Modus anzufreunden und an die Leistung der größeren Fahrzeuge zu gewönnen.

Mein erster Eindruck ist „Boah, was ein geiles Rennspiel!“ Und das bleibt auch später so. Codemasters ist bei seinem Handwerk unglaublich gut. Ein super detailliertes Schadensmodell und eine sehr detailreiche Cockpit Innenansicht macht dabei den Unterschied zu Forza und Gran Turismo. Doch dieses Spiel hat auch eine unglaublich Frustzone, das liegt jedoch an den zwar übersichtlichen jedoch zu spartanischen Menüs und der kaum vorhandenen Möglichkeit das Spiel zu lernen. Hier lässt es Federn und es ist extrem traurig, dass Codemasters auch im mittlerweile fünften Teil der Serie keinen vernünftigen Karriere Modus hinbekommt.

Eine Empfehlung kann ich somit leider nur für fortgeschrittene Rennfahrer aussprechen. Grundkenntnisse im Kurvenfahren und Fahrverhalten von Autos werden hier vorausgesetzt. Die Lernkurve setzt sehr hoch an und stellt für ungeübte Fahrer eine Frustschwelle dar, die dann einfach keinen Spaß macht. Außerdem sollte als Equipment mindestens ein Gamepad zur Verfügung stehen, um die Fahrzeuge vernünftig steuern zu können.

Das Spiel ist ab 6 Jahren freigegeben und hat keinerlei jugendgefährdende Inhalte, im Gegenteil wenn man mit seinem Auto von der Strecke abkommt und droht in die Zuschauer zu krachen wird frühzeitig abgebrochen, dass Auto zurück auf die Straße gesetzt und der Fahrer mit einer Zeitstrafe belegt. Aufgrund der Schwierigkeit des Spiels würde ich jedoch als erstes Rennspiel zunächst ein einfacheres wählen.

Freitag, 4. Dezember 2015

Fallout 4 - Ersteindruck


Sicherlich einer der Top-Titel des Jahres 2015. Fallout 4 ist für mich dennoch ein zweischneidiges Schwert.
Bethesda beging mit Fallout 4 eine ungewöhnliche Marketingstrategie. Lange war gar nichts von dem Spiel zu hören. Erst im Juni gab es auf der E3 erste Informationen über das Spiel und dann gleich mit dem Termin für Mitte November. Ich wünsche mir, dass dies in Zukunft öfters passiert. Den Entwicklern wurde dadurch offensichtlich der Druck genommen, bis eine Veröffentlichung sinnvoll möglich ist. Dies scheint sich auch direkt Bezahlt zu machen, denn das Spiel weißt für seine große Openworld erstaunlich wenig Fehler auf. Abstürze kommen jedoch sporadisch und recht selten vor.

Serientypisch versucht man sich als Atomkrieg-Überlebender im Ödland einer größeren amerikanischen Stadt durchzuschlagen, diesmal Boston. Dabei haben wir bei diesem Egoshooter Rollenspiel, Bethesda typisch, große Freiheiten unser Spiel zu gestalten. Wir haben eine große offene Spielwelt mit beinahe unendlich vielen skurrilen Szenen, Begegnungen und Anspielungen auf die heutige Welt.
Bei uns in der  E=NC² haben wir gleich mehrere Spieler, die sich dieses Spiel gekauft haben und dabei völlig unterschiedliche Strategien nutzen. Während H3adless vorzugsweise mit Scharfschützen Gewehren aus sicherer Entfernung agiert, stürzt sich Vandalgrimm mit einer Machete bewaffnet in den Nahkampf mit Ghulen und Raidern und lässt dabei die Fetzen fliegen. Ich hingegen freue mich über mein kleines Baby genannt „Rechtmäßige Herrschaft“, einem stark modifizierten Lasergewehr, mit hoher Feuerrate und zusätzlichem Brandschaden. 

Welcher Weg der Beste ist? Egal. Der der euch am meisten Spaß bereitet. Genau aus diesem Prinzip schöpft Fallout4 seine Faszination. Die Welt ist vielfältig mit sehr vielen Möglichkeiten. So ist es diesmal auch möglich Städte aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Leider bleibt Fallout 4 auch bei einigen Macken weiterhin serientypisch. Es gibt oft, gefühlt sogar öfters als in Fallout 3, nur die Möglichkeit mit Waffen zu hantieren. Einen Diplomatischen Lösungsweg vermisse ich des Öfteren. Sehr schade, hatte ich doch gehofft mich den Raidern anzuschließen. Auch die Hauptstory ist serientypisch von wenig Belang und wirkt aufgesetzt als Mittel um mich in die tolle Welt zu schmeißen. Bei diesem Punkt muss ich jedoch gestehen, dass alle E=NC² gleich gehandelt haben. Wir sind nach kurzer Zeit von der Hauptstory abgewichen und haben die vielversprechende Openworld erkundet. Dementsprechend spreche ich hier nur über die ersten paar Stunden der Story und kann nicht mit Sicherheit sagen ob sie später besser wird.   
Das Game Play ist diesmal ziemlich gut umgesetzt und auch dass das Spiel ungeschnitten nach Deutschland gekommen ist, betrachte ich als großen Vorteil. Doch dazu später noch mehr. Das Game Play bietet die Möglichkeit zwischen First- und Thirdperson zu wechseln und hat zusätzlich noch einen V.A.T.S. Modus, in dem man Angriffe auf Körperteile und Schwachstellen gezielt nutzen kann. Im Gegensatz zum Vorgänger läuft dabei im V.A.T.S. Modus nun jedoch die Zeit verlangsamt weiter und der Spieler kann nicht mehr erst in aller Ruhe die Gegner studieren und sich noch einen Kaffee holen bevor er loslegt. Nun, ja es gibt immer noch die Möglichkeit zu pausieren, auf den Kaffee braucht also keiner verzichten. Doch das V.A.T.S. fordert den Spieler nun mehr. Grundsätzlich finde ich es gut, solche Funktionen live ablaufen zu lassen, das behält dich Spannung bei. Doch nutze ich selbst den V.A.T.S. Modus so gut wie überhaupt nicht. Wie gesagt kämpfe ich auf mittlerer Distanz und da stört mich dieser Wechsel der Perspektive und lässt mich den Überblick aus dem Spielgeschehen verlieren.

Außerdem ist für mich die Immersion im dem Spiel so gut, dass ich mich nicht herausreißen lassen möchte. Die Immersion ist für mich bei Fallout übrigens das Größte. Die alternative US-Welt ist fantastisch und angenehm schrullig. Dabei zögert Bethesda nicht und nimmt die Welt von Fallout und von uns angenehm und dennoch ziemlich direkt auf die Schippe.  Als kleines Beispiel fungiert hier ein toter Priester den ich letztens in einer Kirche gefunden habe. Er lag über dem Rednerpult über einem unleserlich verbrannten Buch. In den Fächern darunter lagen dann zwei Bündel Geld und eine Pistole. 
Diese Art der Metaphern findet man überall in der Welt verstreut und sorgen immer wieder für ein herzhaftes Lachen, oder um es mit den Worten des Comedian Chris Tall zu sagen: „Darf man das?“  Ja, bitte immer mehr davon. Das Spiel legt einen herrlich erwachsenen, selbstironischen und tief schwarzen Humor an den Tag.

In den Kämpfen fliegen Körperteile, die Gegner reagieren auf Treffer und sowohl die Sterbesequenz der Todeskralle, wie auch die, wenn man selbst von einer Todeskralle getötet wird, sind nicht ohne. Das Spiel richtet sich an Erwachsene und sollte auch nur von solchen gespielt werden. Das Spiel verfügt über viel Blut, sehr viel Blut. Der Tot ist allgegenwertig und die Stimmung zuweilen sehr gruselig. Der Spieler kann Drogen nehmen und von diesen Abhängig werden. Gleichzeitig können jedoch Schäden mit einem einfachen Stimpack behandelt werden, als wäre es nichts.
Die Rote 18 der USK prangt vollkommen zu Recht auf dem Cover und selbst dann ist das Spiel nichts für Zartbesaitete. Dennoch, das Vorkommen der Gewalt unterstreicht die raue und böse neue Welt und passt hervorragenden ins Setting.

Ist es das beste Fallout aller Zeiten? Nein, ich glaube nicht. Dafür ist der Fortschritt seit dem dritten Teil zu marginal, auch ist die Welt mir noch zu klar in Gut und Böse unterteilt und Grau gibt es zu wenig. Auch die Menüführung und Sortiermöglichkeiten sind noch zu unübersichtlich.  Die Neuerungen wie das Siedlungsmenü und die neuen Waffenmodifikationen sind zwar gut implementiert, doch auch noch ein wenig sperrig und ausbaufähig.
Fallout 4 ist gut, sehr gut sogar, dennoch hat es mich bislang nicht so umgehauen wie Fallout 3 und hat auch nicht die Masse an Möglichkeiten eines Fallout New Vegas.  Würde ich es mir wieder kaufen? Aber klar doch. Ich werde mit diesem Teil mehrere hundert Stunden Spaß haben.