Dirt: Rally ist fies, schmutzig und macht spielerisch einen
extrem ehrlichen Eindruck. Doch schauen wir uns zuerst, dass Layout an.
Codemasters Typisch ist das Menü sehr aufgeräumt und dadurch leicht
verständlich und zielführend. Bislang habe ich mich vor allem auf den Karriere
Modus konzentriert und bin davon ausgegangen, hier langsam an mein Ziel geführt
zu werden.
Genre Typisch kann man sich in der Karriere erstmal eines
von zwei verfügbaren Einsteiger Fahrzeugen wählen. Ich habe mich für den Mini
Cooper von 1960 entschieden. Eine frontgetriebene Rennsemmel die mit 600kg über
ein sehr gutes Gewicht-Leistungsverhältnis verfügt.
Da sich der Wagen mit seinem Frontantrieb gut Steuern lässt
und angenehm flott dabei ist, habe ich mich sofort wohl gefühlt. Das Auto ist
präzise und Fehler die ich begehe sind direkt für mich nachvollziehbar. Somit
habe ich die erste Rennsaison auch sehr abgefeiert.
Überraschend war für mich die Länge dieser Saison. 6
Veranstaltungen mit je 4 Wertungsprüfungen. Jede dieser Wertungsprüfungen ist
mit bis zu 8km Länge und gut 5 Minuten lang für einen ungeübten Fahrer, wie ich
es bin, eine gute Herausforderung in Punkto Konzentration. Die Gegner die man
leider nicht auf der Strecke findet sind nicht ohne. So habe ich selbst in dieser
ersten Klasse keine Etappe gewonnen. Da ich den Mini meines Erachtens nach Recht
kontrolliert gefahren bin, wollte ich dennoch die nächste Gruppe an Fahrzeugen
austesten.
Mein Geld reichte für einen neuen Lancia Stratos, mit einem
Mittelmotor und einem Heckantrieb würde sich nun zeigen, wie sehr das Spiel
Arcade oder Simulation ist. Nach dem Mini bin ich davon ausgegangen, dass das
Auto schwerer zu Händeln sein wird, aber dennoch kein Problem ist. Schwer
Gefehlt. Vor der ersten Etappe einer Veranstaltung können insgesamt 10
Testfahrten gemacht werden. Die Teststrecke beinhaltet das erste ca. 1 Minute
lange Teilstück der ersten Etappe. Drei der Versuche waren Totalschäden, bei
fünf der Tests war das Auto so stark beschädigt, das eine Tür und oder Reifen
fehlte und ich die Strecke wohl kaum beendet hätte, bei den anderen beiden bin
ich so vorsichtig gefahren, dass ich mehr als 3 Minuten für den Abschnitt
gebraucht hätte. Dabei zeigte sich das vor allem die Tastatur als Steuermethode
völlig überfordert ist. Das Auto lässt sich nicht kontrolliert anfahren, da die
Tastatur nur Vollgas oder Leerlauf kennt. Hier ist ein Gamepad deren
Schultertasten eine Justierung erlauben Pflicht, besser noch ein Force Feedback
Lenkrad.
Ich wollte somit den Versuch erst einmal aussetzen und
später mit Gamepad erneut versuchen. Dabei zeigt sich, dass Codemaster bei den
Möglichkeiten der Karriere zu spartanisch vorgegangen ist. Ich kann die
laufende Saison nicht abbrechen und muss bei den Rennen an den Start gehen. Selbst dann kann ich erst im aktiven Rennen
aufgeben. Bedeutet ich komme nur dann zu meinem Mini zurück, wenn ich eine
Menge Ladezeiten aushalte, um mir jedes Mal wieder meine Selbstüberschätzung
einzugestehen. So sind es in der ersten Saison 24 ungewollte Starts oder wenn
man sich zu Schrott fährt immerhin 6. Gar nicht angenehm Codemasters, das ist
eine Funktion die sollte immer Standard sein.
Als ich dann dieses persönliche Martyrium beendet habe,
konnte ich endlich wieder Mini fahren. Doch nun ist meine rosarote Brille des
tollen Renngefühls und der schicken Präsentation verflogen und ich schaue mir
den Karriere Modus genauer an. Weshalb kann ich nicht die Schwierigkeit
auswählen? Ich bin in der ersten Meisterschaft zweiter geworden und darf diese
nun nicht noch einmal fahren. Ich kann auch nicht eine Area gezielt ansteuern,
sondern muss immer dem Rennkalender folgen. Bedeutet, wenn ich mich auf den
Schotterpisten Finnlands verbessern möchte, muss ich erst die anderen
Abschnitte fahren. Ich muss also aus dem Karrieremodus raus und die Strecken
einzeln anwählen. Dann mein Auto neu einstellen und Verbesserungen
installieren.
Das hat Codemasters also einfach mal versaut. Der Karrieremodus
wird für mich dadurch zur Qual, die ich wohl nicht weiter verfolge. Doch ich
werde noch nicht aufgeben. Dirt: Rally ist zu gut in seinem eigentlichen
Handwerk. Ich schaue mir also als nächstes den Rally Cross Modus an.
Die Auswahl der Fahrzeuge lässt mich allerdings schon
zweifeln. Nur Autos mit etwa 600PS sind für diesen Modus auswählbar. Ich bin
schon bei den 100PS des Minis gut gefordert und befürchtete dass dies noch
schlimmer wird als mit dem oben erwähnten Lancia Stratos. Gleich die ersten
Testfahrten bestätigten dies. Zwar verfügt der Bolide über ABS, Allrad und zudem
ist der Wagen um einiges besser ausbalanciert als der Stratos, dennoch ist der
Wagen für die Strecke überdimensioniert und ich fliege nur so von Bande zu
Bande. Hier fehlt die Auswahl kleinerer Boliden, die mir ermöglichen mich mit
dem Modus anzufreunden und an die Leistung der größeren Fahrzeuge zu gewönnen.
Mein erster Eindruck ist „Boah, was ein geiles Rennspiel!“
Und das bleibt auch später so. Codemasters ist bei seinem Handwerk unglaublich
gut. Ein super detailliertes Schadensmodell und eine sehr detailreiche Cockpit
Innenansicht macht dabei den Unterschied zu Forza und Gran Turismo. Doch dieses
Spiel hat auch eine unglaublich Frustzone, das liegt jedoch an den zwar
übersichtlichen jedoch zu spartanischen Menüs und der kaum vorhandenen
Möglichkeit das Spiel zu lernen. Hier lässt es Federn und es ist extrem traurig,
dass Codemasters auch im mittlerweile fünften Teil der Serie keinen
vernünftigen Karriere Modus hinbekommt.
Eine Empfehlung kann ich somit leider nur für
fortgeschrittene Rennfahrer aussprechen. Grundkenntnisse im Kurvenfahren und
Fahrverhalten von Autos werden hier vorausgesetzt. Die Lernkurve setzt sehr
hoch an und stellt für ungeübte Fahrer eine Frustschwelle dar, die dann einfach
keinen Spaß macht. Außerdem sollte als Equipment mindestens ein Gamepad zur
Verfügung stehen, um die Fahrzeuge vernünftig steuern zu können.
Das Spiel ist ab 6 Jahren freigegeben und hat keinerlei jugendgefährdende
Inhalte, im Gegenteil wenn man mit seinem Auto von der Strecke abkommt und
droht in die Zuschauer zu krachen wird frühzeitig abgebrochen, dass Auto zurück
auf die Straße gesetzt und der Fahrer mit einer Zeitstrafe belegt. Aufgrund der
Schwierigkeit des Spiels würde ich jedoch als erstes Rennspiel zunächst ein
einfacheres wählen.