Eigentlich hatte ich mich von der Welt der Ego-Shooter schon
komplett distanziert. Nicht aus moralischen Gründen, wie sie so oft von den
Medien propagiert werden, sondern weil „Battlefield“, „Call of Duty“ und deren
unzähligen Nacheiferer, mich einfach gelangweilt haben. Mir hat die Jagd nach
Killstreaks und der schnellen Aktion einfach kein Erfolgserlebnis mehr
gebracht.
Mitten in dieser für mich schon fast vollständigen Abkehr,
wurde mir dann gleich von mehreren Seiten das Spiel Arma II mit der DayZ–Mod
empfohlen. Ich bin also mit einiger
Zurückhaltung und Skepsis an diesen Shooter gegangen. Schon das Grundspiel ist
in einer deutlich anderen Welt eingeordnet. Es wird Wert auf Realismus und
taktischen Vorgehen gelegt, so sind große Karten mit mehreren Quadratkilometern
üblich und auch Bulletdrop und schleichendes Vorgehen sind Standard. Doch muss
ich gestehen, meiner Shooterabstinenz geschuldet, habe ich das Hauptspiel kaum
drei Stunden gespielt und kann hierzu nicht viel berichten.
Die Mod, die alles anders macht ist DayZ. Man wird mitten in
eine lebensfeindliche Umwelt an den Strand gespült. Ohne Waffen und Verpflegung
bedeutet es nun zu überleben. Dies ist nicht so einfach denn überall, wo es
etwas zu holen gibt, sind auch Zombies vorhanden. Wir reden hier nicht von
langsamen und nur in Maßen gefährlichen Biestern. Die Zombies sind über kurze
Distanzen schneller als der Spieler und können euch mit bösen Schlägen zu Boden
reißen, oder euch gar die Beine brechen. Auch ist es möglich zu Bluten,
Ohnmächtig zu werden, oder sich zu Infizieren. Letzteres bedeutet dann einen
langsamen Tot, wenn man nicht die richtigen Medikamente findet.
Die Standardkarte ist Tschernarus, eine fiktive Welt von 225
km² Größe, auf der sich bis zu 50 Spieler befinden können. Das bedeutet, dass
man wirklich viel Fläche hat, was für eine Weite sorgt, welche das
postapokalyptische Setting perfekt unterstreicht. Für mich ist dies ein
zentraler Punkt, der für ein solches Szenario wichtig ist. Und genau das Erzeugen von Gefühlen wie
Angst, Hass und Verlorenheit ist auch die absolute Stärke der Mod.
Dem Spieler wird jede Freiheit gelassen sich in der Welt zu
Recht zu finden, wie er es möchte. Es ist möglich freundlich gegenüber
Mitspielern zu sein und als Gruppe zusammenzuarbeiten. Doch jederzeit ist
Verrat möglich. So ist eine Gruppendynamik vorhanden, welche einem immer das
Gefühl gibt bedroht zu sein. Verstärkt wird dies noch dadurch, dass sämtlicher
Loot neu gesucht werden muss, wenn man es nicht zu seiner Leiche schafft,
welche wahrscheinlich in der Zeit eh schon vom Mörder leergeräumt wurde, oder
wenn man nicht bereits ein Lager erstellt hat an dem man andere gesammelte
Gegenstände aufbewahrt. Die Lager
bleiben allerdings permanent auf dem Server und können von anderen Spielern
gefunden und ausgeräumt werden. Das nimmt dem Spieler jegliche Sicherheit.
Man merkt mir also schon an, dass ich das Spielsystem genial
finde und dennoch darf man nicht vergessen, dass es sich hierbei nur um einen
Mod in der Alpha-Phase handelt. Das kommt vor allem durch umständliche Menüs
und Bugs zum Vorschein. So sind z.B. keine Shortcuts für Items und Waffen
vorhanden, wie es in Rollenspiel längst üblich ist. Der Charakter bleibt zum Waffe wechseln
stehen und lässt sich in aller Ruhe von Zombies fressen. Auch sind die Zombies,
aufgrund der Basis der Arma II Engine, in der es eigentlichen keinen Nahkampf
gibt, verbuggt. Sie Rennen durch Wände und laufen auch ansonsten sehr komische
Wege. Auch sind andere Buggs wie das Brechen von Knochen beim Durchkriechen von
Haustüren und so weiter vorhanden. Die Spieler müssen also sich darauf
einstellen, dass das Spiel Flexibilität und eine gewisse Fehlertoleranz
fordert.
Die Grafik ist auch wenn das Hauptspiel aus dem Jahr 2010
ist, immer noch stimmig und hübsch, auch wenn es sich nicht um das
Non-Plus-Ultra handelt.
Alles in allem kann man sagen, dass das Spiel für
Masochisten ist. Schwer, mitunter mit starken Frustmomenten und genau das sorgt
für Empfindungen und Belohnungen, die als besonders intensiv und hochwertig
empfunden werden und die andere Spiele nicht vermitteln können.