Heute habe ich für euch eine Perle unter den Spielen
ausgegraben. Grand Prix 2 aus dem Jahr 1996 ist meiner Meinung nach das beste
Rennspiel seiner Zeit und auch heute noch durchaus in der Topliste meiner
Rennspiele zu finden.
Doch fangen wir vorne an. Grand Prix stellt die Formel Eins Saison
1994 mit Original Daten seiner Zeit dar. Es gibt also die Möglichkeit sowohl
Michael Schumacher als auch Damon Hill zu spielen. Aber auch Teams, die in der
Saison nur ein oder zwei Rennen gefahren sind, sind gelistet. Durch eine kleine
doch aktive Community sind auch heute noch Datensatz-Mods für aktuelle Saisons
verfügbar.
Was das Spiel jedoch wirklich besonders macht, sind die
detaillierten Setupmöglichkeiten. Es ist praktisch jede Kleinigkeit
einstellbar. Das eigentlich beeindruckende ist allerdings, dass diese
Einstellungen notwendig sind, um auch das letzte Zehntel herauszuholen. Sehr
gut ist auch, dass man dies praktisch durch ausprobieren Testen muss. So gilt
es die Reifen- und Unterbodenabnutzung und den Benzinverbrauch in Relation zu
setzen, um die perfekte Boxenstrategie herauszufinden. Bei einem nicht
passenden Setup sind keine guten Rundenzeiten, gegen die wirklich gut fahrende
KI, herauszuholen.
Hat man im Training das richtige Setup gefunden, lässt es
sich benennen, speichern und bei späteren Events wieder verwenden. Das ist sehr
beeindruckend, weil dies früher und auch heute bei weitem keinen Standard
darstellt. Da sich somit jedes Auto perfekt einstellen lässt und man immer ein
paar Kleinigkeiten ausprobieren kann, um an dem perfekten Setup zu feilen,
birgt diese Kleinigkeit einen wesentlichen Vorteil gegenüber anderen
Rennspielen, wo man meist nur ein einzelnes Setup speichern kann.
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Hauptteil, dem Rennen.
Die Gegner sind richtig schwer und Realismus steht an vorderster Stelle. Es
wird also wohl nicht passieren, dass man den Gegnern in einer Runde auf und
davon fährt. So gestaltet sich auch das Überholen durchaus taktisch. Obwohl die
KI fast immer auf der Ideallinie fährt, ist sie dennoch nicht von schlechten
Eltern. Sie zögert kaum zu überholen, ist ziemlich schnell und zeigt teilweise
unter Druck auch Fehlverhalten.
Zwar haben die Autos nur unterschiedliche Farbschemata und
keine unterschiedlichen Karosserien, doch sind die Autos nicht alle gleich. So
ist hat ein Ferrari eine höhere Höchstgeschwindigkeit, doch ein wesentlich
schlechteres Kurvenverhalten als ein Benetton. So kann man mit einem Benetton
sicher die besseren Rundenzeiten fahren, während der Ferrari angenehmer ist, um
die Gegner am Ende einer langen Geraden zu überholen. Auch dies wird nirgendswo beschrieben und es
gilt das richtige Auto durch ausprobieren herauszufinden.
Das Rennen lässt sich durch zahlreiche Fahrhilfen erleichtern,
doch diese stellen fast immer nicht nur Vorteile da. Es gibt zum Beispiel eine
automatische Bremsfunktion, durch die man die richtigen Bremspunkte
herausfindet. Diese eignet sich überhaupt nicht zum Überholen. So sind immer
noch die Spieler im Vorteil, die sich damit beschäftigen und Bremspunkte und
Strecken kennen lernen.
Dieses ohnehin sehr detailreiche Rennspiel wird dann noch
durch ein komplexes Schadensmodel ergänzt. So kann man sich ohne weiteres im
Rasen den Spoiler beschädigten, oder im Unfall ein Rad verlieren. Somit ist ein
vorsichtiges Fahren Pflicht, um die Meisterschaft nicht im Abseits zu
betrachten. Auch die Zuverlässigkeit des Autos ist durchaus tückisch. Diverse
Fehlerquellen sorgen schon mal für brenzlige Momente, wenn zum Beispiel bei
250km/h die Bremse ausfällt, oder das Getriebe nicht mehr Schaltet. Diese
werden übrigens in dem animierten Cockpit-Display richtig dargestellt.
Für den Spielspass mit mehreren Spielern wird ein gelungener
Hotseat Modus und eine Netzwerkverbindung angeboten. Letzteres ist meistens ein
wenig aufwendiger, da das Spiel für DOS produziert wurde und heutzutage Tools
wie DosBox erfordert.
Alles in allem ist Grand Prix 2 ein rundum gelungenes
Rennspiel, bei dem lediglich die angestaubte Grafik, welche man sich übrigens
noch immer anschauen kann, und das Fehlen von Wetterbedingungen bemängelt
werden kann. Das Spiel hat heutzutage durchaus schon Sammlerwert, weshalb
Preise zwischen 25-50€ keine Seltenheit sind.