Immer wieder lese ich Studien mit unglaublichen Zahlen zur
PC, Social Media oder Onlinespiele-Sucht. So gibt es aktuell eine Pressemeldung
über eine Studie von der DAK in der berichtet wird, dass 8,4% der männlichen Teilnehmer
zwischen 12 und 25 Jahren die Kriterien für eine Abhängigkeit nach der
sogenannten „Internet Gaming Disorder Scale“ erfüllen. (https://www.dak.de/dak/bundes-themen/Jeder_12___Junge_suechtig_nach_Computerspielen-1860860.html)
Das ist ein erschreckendes Bild, denn auch wenn Mädchen und
Frauen mit 2,9% in der gleichen Studie deutlich weniger anfällig sein sollen,
bedeutet das für Deutschland, dass wir in Zukunft mit ca 4,4 Millionen
Spielsüchtigen zu rechnen hätten. Nehmen wir im Vergleich einfach einmal die
aktuelle Anzahl der Alkoholsüchtigen, die mit ca. 2,5 Millionen angegeben ist,
scheint Computerspielsucht die größte Herausforderung der nächsten Generation
zu werden.
Ausschnitt aus der DAK Studie |
Haben wir es also mit der größten Welle einer kollektiven
Drogensucht zu tun? Ich denke nicht.
Schauen wir uns die Ergebnisse der Studie weiter an, so fällt auf, dass
schon im Bereich der 18-25 jährigen die Spieldauer deutlich zurückgeht. Noch
auffälliger übrigens, wenn es um die Frage geht, ob soziale Kontakte vernachlässigt
werden. (Direkt zur Auswertung der Studie: https://www.dak.de/dak/download/Grafiken_Studie_Game_over-1860848.pdf)
Nun ist die Spieleindustrie nicht mehr erst 10 Jahre alt und
praktisch allen bis 25 Jahren standen Spielekonsolen oder Computer zur
Verfügung, oder könnten sich zumindest jetzt selbst damit versorgen. Wieso ist
also dort die Nutzung deutlich reduziert? Ganz einfach, das Leben hat die
Kinder eingeholt. Die Gewichtung fällt deutlicher auf die Bereiche Arbeit und
eigene Familie.
Kann es also sein, dass Kinder einfach in ihr evolutionäres
Schema fallen und Spielen als normale Art des Ausprobierens und Auslotens
nutzen? Ist es nicht sogar völlig normal, dass Kinder spielen? Ja, genau das
ist es und es ist auch normal, dass Kinder wesentliche Punkte in ihrem Leben
anders gewichten als Erwachsene.
Wenn also selbst häufiges Spielen bei Kindern noch kein
direktes Anzeichen für Sucht ist, wann also wird das Spielen zur Sucht?
Genaugenommen ist der Übergang fließend. Von einer Sucht wird immer dann
gesprochen, wenn der Süchtige von alleine nicht mehr aufhören kann und beginnt
sein gesamtes Leben nach dem Suchtmittel zu organisieren.
Wenn also die Schule zum Zocken geschwänzt wird und das
gemeinsame Essen in der Familie nicht mehr stattfindet, dann können die
Anzeichen für eine Sucht sein. Doch gilt auch hier nicht zwangsläufig, dass der
Spieler süchtig ist. Es kann zum Beispiel auch nur eine zeitweilige
Gewichtungsverschiebung stattgefunden haben, ohne dass es für den Spieler einem
Zwang gibt. Oder es kann auch ein Anzeichen für andere soziale Probleme sein,
die für eine Art „Flucht“ in die digitale Welt sorgen, welche dann aber nicht mehr
selbst der Grund dafür ist, wie Mobbing in der Schule.
So sind die Spieler also in ihrer Sucht nicht gleich
gefangen und schon das bloße abebbende Interesse an einem Spiel kann die
Situation ins Normale zurückkehren lassen. Gleiches gibt es auch beim Durchlesen
eines sehr spannenden Buches oder eines Films. Der Unterschied liegt hier
lediglich im Medium selbst. Spiele dauern oft länger als ein Film und oft auch
als ein Buch und haben teilweise überhaupt kein klar definiertes Ende.
Es ist also wichtig den Umgang und die richtige Einteilung
von Spielzeit zu lernen. Wann halte ich Pausen ein und wann spiele ich? Denn
eigentlich dreht sich die gesamte Studie ums Zeit Management. Wer es als Kind
schon lernt sich strukturiert mit dem Thema Zeit auseinanderzusetzen, der wird
auch bei einem Studium oder in der Ausbildung seine Zeit wahrscheinlich besser
einteilen können.
Wenn also die Studie selbst schon diese Unterschiede
darstellt, warum geht die DAK dann damit nicht auch ähnlich ins Gericht? Hierzu
gibt es einen sehr interessanten Kommentar auf Golem.de ebenfalls auf die DAK
Studie eingeht und Sie in Bezug auf andere Studien als Effekthascherei und
Stimmungsmache entlarvt.
Solltet ihr konkrete Ansätze zu dem Thema Zeit Management bei
Jugendlichen und Kindern suchen, schaut euch doch mal auf der Webseite des
Bündnisses für digitale Medien (http://www.buendnis-fuer-digitale-bildung.de/)
um. Als Teil dieses Bündnis engagieren wir uns für einen geregelten Umgang und
Lernprozess im Alltag mit digitalen Medien.